Im Juni 2016 kam ich zum ersten Mal aktiv mit Flüchtlingen in Kontakt. Damals lebte ich mit meiner Familie in Uganda. Im Rahmen eines Schülerpraktikums bei der Lutheran World Foundation verbrachte ich eine Woche im Flüchtlingscamp in Adjumani, Nord-Uganda an der Grenze zum Süd-Sudan. Uganda ist weltweit ein Vorzeigeland für Flüchtlingspolitik. Dort bekommt jede Flüchtlingsfamilie eine Hütte und ein Grundstück, das sie bewirtschaften kann. Der Prozess der Ansiedlung dauert in der Regel nur wenige Monate.
Diese Erfahrung hatte mich geprägt und zurück in Deutschland wollte ich wieder mit Flüchtlingen zusammenarbeiten. Im Februar 2017 habe ich dann angefangen, bei dem Projekt „Refugee Buddies“ ehrenamtlich mitzuarbeiten. Es wird geleitet von der Afghanin Morsal Hassan, die selbst einen langjährigen Fluchthintergrund hat. Ziel des Projektes ist es, die soziale Integration afghanischer Flüchtlinge zu fördern, indem sie einen deutschen Partner (Buddie) zugeteilt bekommen. Als „Buddies“ sind wir nicht nur Nachhilfelehrer, sondern auch Freunde. Der Flüchtling mit dem ich zusammenarbeite ist Anfang 20 und heißt Mohammed Wahidi . Im September hat er eine Ausbildung zum Anlagemechaniker Heizung Sanitär angefangen. Jeden Sonntag treffen wir uns zusammen mit den anderen Ehrenamtlichen im Café der Fachhochschule Frankfurt. Manchmal auch zum gemeinsamen Essen afghanischer Spezialitäten und manchmal auch zu Workshops, z.B. zur Sensibilisierung zum Zweiten Weltkrieg. Bei sich zu Hause besuchen kann man die Flüchtlinge jedoch nicht. Die Unterkünfte sind bewacht und Besucher nicht gestattet.
Im Vergleich zu Uganda, ist die Bürokratie in Deutschland eine besonders schwierige Hürde für die Integration der Flüchtlinge. Häufig helfe ich Mohammed beim Ausfüllen unterschiedlichster Formulare.
Und im Gegensatz zu Uganda dauert die Ansiedlung nicht Monate sondern Jahre. Wenn überhaupt. Mein Buddie soll abgeschoben werden, obwohl er in einem Beruf mit großer Nachfrage ausgebildet wird.